Es finden gerade die mehr oder weniger ersehnten Wahlen in den USA statt. Jenachdem wen man nach Bekanntgabe des Ergebnisses fragt. Darum soll es hier aber nicht gehen. Ich war auf Twitter unter dem #ElectioNight und #Election2020 unterwegs. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, ist mir etwas aufgefallen.
Superbowl Flashbacks
Es gibt viel Tweets mit Bildern von Essen und Snacks. Ich bekam etwas Flashbacks aus der Nacht des Superbowls, in welcher auch zahlreiche mit Mühe her gemachte Gerichte und Snacks mit vollem Stolz auf Twitter unter gewissen Hashtags geteilt wurde. Soweit noch kein Problem. Nur wunderte ich mich warum mich mein Twitter Feed zu den US-Wahlen an den Superbowl erinnern. Bis mir klar wurde, dass es eventuell manchen weniger um den Ausgang der Wahl geht als um den Unterhaltungswert dieses eigentlich politischen Ereignis. Und dies halte ich für sehr problematisch. Einige Twitternutzer bereiten sich also Snacks zu Walhsendungen vor, was so noch nicht ungewöhnlich ist beim Fernsehen zu essen, nur zeigt meine Erfahrung, dass das Teilen dieses eigentlich nur unter Hashtags zu Sport und Unterhaltungssendungen statt fand. Deshalb bereitet es mir Sorgen das dies auch bei den wohl weltweit wichtigsten Wahlen passiert.
Diesem Nutzer geht es scheinbar nicht mal um den Ausgang, da er keine Position bezieht, sondern nur um die Spannung mit welchem ein höherer Unterhaltungswert natürlich mit einherkommt. Durch die Spannung, welche natürlich auch durch die Relevanz des Ereignis entsteht, lässt er sich unterhalten. Ich sehe das kritisch da das Ausnutzen politischer Ereignisse zum Unterhaltungszwecke zu einer Desensibilisierung über mögliche Folgen führen kann. In etwa so, wie wenn man den Unfähigsten Mitschüler zum Klassenspreche wählt um zu gucken ob er gewinnt und was dann passiert.
Man muss dazu sagen, dass Twitternutzer wohl nicht repräsentativ sind, aber mir ist eine nicht unerheblicher Anteil von solchen Tweets in der Art aufgefallen.
Ein weiterer Nutzer bereitet sich auf beide Ausgänge vor, obwohl er laut eigener Aussage Sozialdemokrat ist und sich Obama zurück wünscht. Die Wahl wird mit Donuts und Amerika-Dekoration.
Auch hier wird also mehr inszeniert und die Wahl zu einem unterhaltsamen Ereignis gemacht bei welchem man diese in Sendungen mitverfolgt und vielleicht noch mit Freunden Donuts ist bei schöner Amerika-Dekoration.
Diese Depolitiaierung solcher Ereignisse hat natürlich wieder Rückwirkungen. Wenn Politiker sehen es geht einem vielen mehr um den Unterhaltungswert als um politische Inhalte, nehmen Wahlkämpfe andere Formen an, wie wir bereits in den USA. Auftritte werden groß inszeniert mit jubelnden Massen, wie bei einem Konzert. Somit könnte es zu einer Vermischung zwischen Unterhaltung und Politik kommen, womit auch politische Inhalte und Absichten verzerrt werden oder man vielleicht jemanden wählt der weniger mit seinen eigenen politischen Überzeugungen übereinstimmt, aber einen höheren Unterhaltungsfaktor bietet.
Und davor habe ich Angst.
Ich möchte nicht sagen, dass diese Leute nur zu Unterhaltungszwecken die Wahl verfolgen oder um ein persönliches Ereignis daraus zu machen, dennoch ist mir jetzt besonders bei der US-Wahl (anders als bei der Bundestagswahl) diese Tendenz bei einigen Twitternutzern aufgefallen. Und diese halte ich bei einem verschwinden des Bewusstseins um was es eigentlich geht extrem problematisch. Nämlich um politisch Inhalte zu diskutieren und sich gegebenenfalls eine eigene Meinung zu bilden und Position zu beziehen und nicht mit einer Egal-Haltung politische Ereignisse wegen der Unterhaltung wie eine Trash-Reality-Sendung, bei welcher man sich, wie bei Germany Next Top Model, drüber lustig macht, behandeln.
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